vebach.jpg (23674 Byte)  

Meine besonderen Füße

 

Do, 15. Juni 2006

Ich bin die Caro und 11 Jahre alt. Seit ich in die Schule gehe, war ich immer einen Kopf größer als die anderen, und das habe ich immer gehasst. Und jetzt bin ich 1,72 m groß. Das Schlimmste war, wenn der Schularzt kam. Da mussten wir barfuß und im Turntrikot antreten und wurden zuerst auf die Waage gestellt. Das war nicht so schlimm, weil ich gar nicht besonders viel wiege. Und dann wurden wir gemessen, das war voll peinlich. Und danach schaute der Doktor auf meine Füße. "O Gott, du hast ja ganz schlimme Knick-Senkfüße! Deine Eltern müssen mit dir unbedingt zum Orthopäden gehen!"

Meine Mama hat das sehr bedrückt, und sie ist mit mir immer wieder zum Arzt gegangen. Und dann habe ich Einlagen gekriegt. Die haben nicht in meine Schuhe gepasst, obwohl ich schon Größe 42 habe. Dann musste ich noch größere Schuhe anziehen. Aber das muss sein, weil meine Füße voll peinlich sind. Auch im Sommer hab' ich Schuhe an, wenn die anderen mit Flip-Flops herumlaufen. Und manche mit Schuhgröße 35 oder 36 lackieren dazu ihre Zehennägel und bilden sich furchtbar viel darauf ein. Warum habe gerade ich so große und so platte Füße???

Früher bin ich öfter barfuß gegangen, und wenn ich alleine bin, probiere ich es immer wieder im Garten. Ich find' es angenehm, aber es nervt, wenn meine Mama dann auf meine Füße schaut. Dann ziehe ich gleich wieder die Schuhe an. Papa meint: "das verwächst sich." Aber vom Wachsen halt' ich gar nichts, weil ich eh schon so groß bin. Warum gerade ich???

Jetzt haben die Eltern im Radio gehört, dass ganz in der Nähe ein Barfußpfad eröffnet wird, und dass es sehr gut gegen Senkfüße ist, wenn man da läuft. Da wollen sie jetzt unbedingt hin. Ich will nicht, aber weil der Jonas, mein kleiner Bruder, dasselbe Problem mit den Füßen hat, wollen sie das unbedingt. Ich werd' wohl mitmüssen.....
 

Übersicht der Barfußpfadgeschichten

kettensteg.jpg (37192 Byte)

Sa, 17. Juni 2006

Ich hasse es, wenn Leute auf meine Füße schauen, Darum habe ich nur unter der Bedingung mitgemacht, dass wir nicht zur Barfußpfaderöffnung gehen, sondern erst später hinkommen. Wie wir angekommen sind, war nur ein älterer Herr zu sehen, der war barfuß und räumte einen Tisch mit Prospekten weg. Aber sonst waren keine Leute mehr da, da war ich froh! Und weil die Sonne schien und es warm war, war es gar nicht schlimm, die Schuhe auszuziehen.

Der Weg ging zuerst über weiches Gras, dann kam eine Station, wo man über Balken geht, die ganz wackelig an Ketten hängen. Wenigstens war ein Geländer dran. Papa wollte es unbedingt ohne Geländer probieren und fiel beinahe auf die Nase. Dann ging es an einem See entlang. Da war eine Tafel, wo die ganzen Fische erklärt waren. Mama wollte das alles lesen, aber ich fand das langweilig und lief voraus.

So kam ich als erste an eine Strecke, wo Felder mit Sand und verschiedenen Steinen und Kieseln waren. Da waren Leute, Großeltern mit einem Buben, der ungefähr so alt war wie Jonas. Der lief mit geschlossenen Augen über das ganze steinige Zeug und ließ sich dabei von der Oma führen. "Na, macht das Spaß?" fragte ich. Der Bub grinste und die Oma sagte: "das ist gut für ihn, weil er operierte Füße hat." Operierte Füße? Das kam mir komisch vor, denn der Junge hatte ausgesprochen schöne Füße mit ganz regelmäßigen, geraden Zehen. "War er mal verletzt?" fragte ich. "Nein, er hatte Klumpfüße," sagte die Oma und dann zeigte sie mir die Operationsnarben an den Seiten der Köchel. "Ey, voll krass, der hat doch so schöne Füße!" fuhr es aus mir heraus. Der Junge lachte, dann meinte er: "du hast aber auch schöne Füße!" -- Was sollte ich da bloß sagen? -- "Ja, wenn ich groß bin, möchte ich auch solche Füße haben," sagte Dani, wie ihn die Großeltern nannten.

Inzwischen hatten meine Eltern und mein Bruder aufgeholt und probierten die Fühlstrecke aus. "Du musst mit Augen zu gehen," sagte Dani zu Jonas. Und mein Brüderchen wollte gleich zeigen, dass es das schneller kann, stolperte dabei über eine Schwelle und landete auf dem Bauch. Alle lachten, aber erstaunlicherweise war er diesmal nicht beleidigt.

Gemeinsam gingen wir weiter und kamen an einen Baumstamm, über den wir balancieren sollten. Das war ganz einfach und wir machten das gleich ein zweites Mal. Da kam auch der Mann, der am Anfangspunkt aufgeräumt hatte. Er meinte: "was ihr da macht, ist doch langweilig! Da muss man rückwärts drübergehen!" Also probierten wir das. Und wir konnten das auch, aber es ging langsamer. Dani mit den operierten Füßen konnte es sogar besonders gut!

Dann kam ein Wegstück mit vielen Wurzeln. Mama fing an zu stöhnen, aber mir machte das gar nichts aus. Der Mann, der sich offenbar gut mit dem Barfußpfad auskannte, sagte zu mir: "Man sieht, dass es dir Spaß macht! Du hast richtig geländegängige Füße, deine Zehen sind wunderbar beweglich und können sich dem Untergund ganz toll anpassen." Ich wollte jetzt nicht sagen, dass ich sonst Einlagen in den Schuhen haben muss. Aber er hat's wohl geahnt. Jedenfalls sagte er zu meinen Eltern: "Für Caro ist es ganz wichtig, dass sie viel barfuß läuft. Sie ist schnell gewachsen, die Fußmuskeln brauchen aber noch viel Training, um sich zu entwickeln. Jetzt muss sie nur noch ein paar Sommer lang  barfuß laufen, dann hat sie ganz von alleine super leistungsfähige Füße!"

Dani und Jonas hatten viel Spaß miteinander. Sie rannten barfüßig herum, spielten Nachlauf, kugelten auf den Wiesen herum und bewarfen sich mit Heu. Auf dem Pfad kamen noch Steinbrocken zum Drüberhupfen, Tannenzapfen und Rindenstücke zum Drüberlaufen, eine Schlammpfütze und ein Bach zum Durchwaten. Am Ende wollten wir den Pfad am liebsten nochmal gehen, aber leider hatten wir keine Zeit mehr....

heu.jpg (46469 Byte)

fuesse.jpg (33528 Byte)

So, 18. Juni 2006

Es war gestern sehr schön auf dem Barfußpfad, ich glaube, besonders für Dani mit den operierten Füßen, der konnte bis vor kurzem ja noch gar nicht richtig laufen. Und erst recht für mich, wo mich die Einlagen sonst immer so nerven. Auf jeden Fall will ich noch oft zum Barfußpfad gehen und auch meine Freundinnen mitnehmen.

Ich habe mir gerade die Zehennägel weiß lackiert. Das gefällt mir! Und morgen ziehe ich in die Schule die Flip-Flops vom letzten Urlaub an. Es wird warm, da bin ich dann nicht die Einzige. Und beim Turnen mache ich nur noch barfuß mit wie die guten Turnerinnen bei uns. Vielleicht werde ich dann auch besser?

Ich, die große Caro mit den geländegängigen Füßen, wie sie der Dani mit den operierten Füßen auch gerne haben will!

 

Lorenz Kerscher, Februar 2007

 

www.barfusspark.info